Survival der oberfränkischen (Sub)-Kultur in der Corona-Pandemie

Bayreuth: Die Kunst- und Kulturszene Oberfrankens ist unglaublich vielschichtig – noch. Wie geht es der oberfränkischen Kulturszene in der Covid-Pandemie? Und wie kann es vor allem weiter gehen?

Susanne Bauer, Bundestags-Direktkandidatin im Wahlkreis Bayreuth, lud eine bunte Schar an Gästen ein, um „aus der Szene – für die Szene“ zu erfahren, wie die aktuelle Situation der Kulturszene in Oberfranken ist, und was es jetzt zum Überleben braucht.

Bekannte Namen von Musik- und Festival, Theater, Klassik, der Kultur- und Kreativwirtschaft und Comedy „und doch ist damit nur ein kleiner Teil der Kulturschaffenden Oberfrankens repräsentiert“, so die Gastgeberin.

„Die Zeit drängt“ – Erhard Grundl, MdB – Kulturpolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion

Mit Erhard Grundl, MdB wurde die Runde fast international: der Niederbayer brachte sich nicht nur als kulturpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion ein: „Ein Kahlschlag in der Kulturszene würde der Gesellschaft und auch dem Finanzminister letztendlich viel teurer kommen, als jetzt wirkungsvoll zu helfen. Ich bin zuversichtlich, dass sich diese Sichtweise durchsetzt. Aber die Zeit drängt.“, so Grundl.

Zu Zeiten wie diesen, da echte Begegnung nicht möglich oder absehbar ist, versuchen Künstler*innen wie Veranstalter*innen auf digitale Formate umzusteigen: doch das hat seine Grenzen und der Druck ist hoch.

Oberfränkische Klassik-Szene in der Pandemie

So berichtete Lisa Wellisch, international konzertierende Pianistin mit vielseitigem Repertoire, sieht nach dem Studium an 4 verschiedenen deutschen Musikhochschulen nun mit Sorge für sich und ihre Kolleg*innen in die Zukunft: „Künstler*innen fliegen zu Tausenden aus der Künstlersozialkasse und damit aus Kranken-, Renten-, und Sozialversicherung, mittlerweile sehen 29 Prozent aller freischaffenden Musiker*innen keine Zukunft mehr in ihrem Beruf.“

Laut Wellisch bezeugen neueste Studien geringe Ansteckungsgefahren bei entsprechenden Hygienemaßnahmen im Klassikbetrieb und fordert „die baldmöglichste Öffnung der Kulturstätten mit geeigneten Hygienekonzepten wie in Spanien und ein sofortiger Rettungsschirm für Konzertveranstalter jetzt!, um das Kultursterben in Deutschland zu beenden“.

Oberfränkische Autor*innen und Comedy-Szene in der Corona-Pandemie

Poetryslammerin Barbara Gerlach, (28), dagegen lebt nicht von ihrer Kunst: trotz der 200 Auftritte ist sie weiter in der Sozialen Arbeit tätig, das prägt auch in vielen ihrer Texte. „Ich will die Pandemie weder romantisieren noch verharmlosen, doch sie hat mir gezeigt, wieviel sich ändern kann – wenn der Wille dazu vorhanden ist.“

Und diese Perspektive von Hoffnung auf Veränderung wird in ihren Slamtexten deutlich.

Verbandsszene für Kultur und Kreativwirtschaft in Bayern in der Corona-Pandemie

Finn Regenhold, als Mitgründer des noch jungen Bayerischen Landesverbands für Kultur- und Kreativwirtschaft: „wie viele Branchen sind wir hart getroffen, doch aus den 12 Teilbranchen kommen viele Lösungen, um die Situation zu bewältigen: Kooperation und Augenhöhe sind der einzige Weg aus der Krise – wir dürfen keine Person zurücklassen.“

Oberfränkische Theaterszene in der Corona-Pandemie

Mit Comedian El Mago Masin und Daniel Seniuk, Schauspieler am E.T.A. Hoffmann Theater gelang es weitere fränkische Perspektiven auf das Geschehen in der Branche zu werfen.

Oberfränkische Musikszene in der Corona-Pandemie

Zwei Musiker der Gruppe Hämatom, die ohne Maske nicht vor die Kamera gekommen wären, nahmen direkt aus dem Studio teil: dort wird gerade das 8. Album aufgenommen. Denn immerhin das geht – wenn man in der Lage ist kreativ zu sein in dieser lähmenden Zeit.

Ob sie sich damit über Wasser halten werden, hängt dann doch wieder davon ab ob es möglich sein wird, bald auf Tournee zu können.

Die Kulturmacher*innen in Oberfranken brauchen schnellstmöglich Entlastung & Solidarität

Bauer fasst zusammen: „Kunst und Kultur sind gerade in Zeiten, die vielen Angst machen und in denen Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist besonders wichtig: Gerade jetzt ist es so schwierig, Gemeinsames zu erleben und dies Herzustellen.

Es ist die Aufgabe von Politik dafür Sorge zu tragen, dass unsere Kulturschaffenden diese Krise überleben – denn wir brauchen sie für den Erhalt von Demokratie und unser friedliches Miteinander!“

Zur Person:

Susanne Bauer

Direktkandidatin zur Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis Bayreuth (237), Kreisrätin im Landkreis sowie Stadträtin in Pegnitz
Bezirksvorsitzende Bündnis 90/Die Grüne Oberfranken, Kreisvorsitzende Die Grünen Bayreuth-Land

Erhard Grundl MdB

Er hat, bevor er Abgeordneter wurde, 25 Jahre lang als Vertriebsmanager in der Independent-Musikindustrie gearbeitet. Davon fast 15 Jahre als (Solo)Selbständiger.

Dort vertrat er die Interessen kleiner unabhängiger Labels gegenüber den großen Playern in der Handelsstruktur (etwa gegenüber Media Markt/Saturn und seit 1998 vor allem gegenüber der Firma Amazon.).

„Aus der Szene – für die Szene“ ist bei Grundl mehrfach zutreffend, denn „Ganz früher zwischen 1987 und Mitte der 90er war ich Sänger in einer Band namens „Baby You Know“, die zwar sehr gut, aber nicht erfolgreich war“ wie er meint.

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